Dienstag, 20. Oktober 2009

Jahrmarkt in Avlonari


Seit 3 Jahren hatte ich immer wieder gehört, dass ich unbedingt den Jahrmarkt
nach Avlonari, Euböa, besuchen müsse. Dort könne man alles finden, was man suche, und noch vieles mehr. Er findet jedes Jahr Anfang Oktober statt und dauert 10 Tage.
Also, dieses Jahr konnte ich mich nicht mehr halten, und eines schönen Nachmittages setzten wir uns in unser Auto und fuhren los.

Es war wirklich so: auf diesem Jahrmarkt bekommt man alles, was das Herz begehrt: billige Kleidung massenhaft, Schuhe, Töpfe, Taschen etc. etc. Nur, mein Herz scheint etwas anders zu schlagen. Es begehrte nämlich Dinge, die man normalerweise nicht auch auf dem Wochenmarkt finden kann. Sachen mit Atmosphäre, alte Sachen, selbstgemachte Sachen, ausgefallene Sachen.

Aber fangen wir mal der Reihe nach an: Avlonari ist ein sehr schöner, kleiner Ort, mit vielen alten Steinhäusern und sehr idyllisch anzusehen. In den Markttagen (der Markt findet in einem kleinen Nebenort statt) ist echt die Hölle los! Hunderte Autos parken in allen Himmelsrichtungen und man geht zu Fuss zu den Ständen. Als wir ankamen, lag eine feuchte Kühle in der herbstlichen Luft. An den Ständen mit den Teppichen vorbei, gelangten wir auf die Hauptstrasse, an der sich die interessantesten Sachen befinden. Ein Stand mit Tonwaren, einige Stände mit den verschiedensten Werkzeugen und jede Menge leckere Düfte von gebratenen Souvlakis, die neben gedrehten knusprigen Lämmern auf den Bratrosten brutzelten und mir das Wasser im Mund zusammen laufen liessen. Mein Sohn überlegte sich, ob er sich für sein Taschengeld einen echt afrikanischen Pfeil und Bogen zulegen sollte. Er handelte ihn sogar um einiges herunter, wollte es sich dann aber (zum Leidwesen des keniatischen Verkäufers)noch mal überlegen. So war dann schliesslich das Einzige, was ich mir für mein Taschengeld zulegte, eine handgemachte afrikanische Holzmaske! Danach kamen wir am Stand mit den Messern vorbei und handelten mit unserem Sohn, damit er sich statt Mordinstrument nur ein paar Knaller kaufte. Das Schönste sind immer die Stände mit Nüssen, Süssigkeiten und Kräckern, die Lutscher (siehe Bild) musste ich gleich fotographieren. Der Verkäufer lächelte freundlich dazu. Ihr könnt Euch vorstellen, wie ich vor Scham errötete , als ich genau hinter den Lutschern in Herzform riesige Lutscher in Penisform entdeckte! Nach diesem peinlichen Moment überliess ich meinem Sohn den Fotoapparat und beschloss, mir ein Handy anzuschaffen, dass diskreter Fotos schiesst.

Die zahlreichen Stände mit Kleidern sind langweilig und wir rasten daran vorbei. Dann entdeckten wir noch eine Minibrauerei, Septem, konnten aber leider das Bier nicht probieren. Soll aber in den Supermärkten um Avlonari verkauft werden.
Dann betraten wir noch die Frauenkollektive von Avlonari, die verschiedene Leckerbissen verkauft und das ganze Jahr offen hat. So entdeckten wir dort ein eigenartiges Gebilde, das am oberen Ende aus einem verzweigten Holzaufhänger besteht, an dem lange kettenartige Gebilde hängen. Man erklärte uns, das seien Walnüsse auf Schnüren, die wieder und wieder in eine Sauce aus Maismehl und Musto (das ist ungegorener "Wein")getaucht werden und dann trocknen. Schmeckte ganz lecker.

Dann verbrachten wir mindestens eine Stunde vor dem Stand des Scherzartikelverkäufers, der in den Augen unseres Sohnes den höchsten Podestplatz als der beste und sympatischeste Zaubererzubehörverkäufer erlangte, nachdem er den staunenden Kindern und Eltern die Zaubertricks vorgeführt hatte. Jedem, der einen Zaubertrick erstand, dem wurde heimlich der Trick verraten. Mein Sohn entschied sich für ein interessantes, rotes Tüchlein aus Futterseide, das Geld verschwinden lässt, um sein Taschengeld wieder aufzubessern. Eigentlich ja ganz nützlich, oder?

Mein ersehntes Souvlaki bekam ich dann schliesslich nicht, weil mein griechischer Mann meinte, ich würde mir bestimmt eine Vergiftung holen.
Danach wollte mein Sohn unbedingt noch einen Gummiball, der auseinanderläuft, wenn man ihn auf den Boden wirft, und sich danach wieder zusammen zieht. Dann noch Handschellen (nicht gekauft), dann noch einen grossen Lutscher, dann noch eine Pistole für Erwachsene über 18 Jahre (wurde natürlich nicht gekauft) und am Schluss fand er dann einen chinesischen Laser, der sogar den Kirchturm von Avlonari im Abstand von etwa 2 km in giftgrünes Licht tauchen konnte.

Zum Glück ist unser Sprössling aus dem Karusselfahren schon raus, die gabs auch in einer Ecke. In einer anderen Ecke befand sich auch ein Zelt mit verschiedenen Initiativen zum Umweltschutz, es war leider leer.
Leider fanden wir den Stand nicht, an dem richtige Tiere verkauft wurden, Pferde, Hühner und Gänse. Vielleicht gibts die wirklich nur am ersten Tag des Jahrmarkts. Sonst wären wir jetzt vieleicht um ein Pferd reicher?




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