Freitag, 10. September 2010

Wie es mich nach Griechenland verschlug

Eigentlich sind zwei Sachen daran schuld, dass ich hier in Griechenland landete:
Die italienische Fährgesellschaft, die die Strecke nach Sardinien bedient, und der griechische Schriftsteller Nikos Kazanzakis, der schon seit einigen Jahren nicht mehr auf dieser schönen Erde wandelt (Er starb 1957 in Freiburg).
Und das kam so: Mit einem italienischen befreundeten Paar wollten wir unseren Urlaub auf der Insel Sardinien verbringen. Als ich dann im Auto meiner Freunde sass, wurde ich kurz und bündig von ihnen informiert, dass wir nach Griechenland fahren würden, weil die Fährenpreise nach Sardinien zu teuer seien. Nun wollte ich ja eigentlich mal diese Insel kennen lernen, wobei mir eigentlich deren Name nicht besonders einladend vorkam(Ich mag keinen Fisch).
Also dann eben Griechenland, Athen hört sich ja auch viel interessanter an, Athen, Hauch von Abenteuer, Wiege der Demokratie. Dann waren da doch auch noch die "weissen Rosen aus Athen" (ein deutscher Schlager, der in meiner Kindheit mal ein Hit war, warum, das kann ich mir eigentlich nur dadurch erklären, dass weisse Rosen gut riechen und der Name Athen eben einen exotischen Klang hat).
Meine Mutter fiel, so könnt Ihr Euch vorstellen, aus allen Wolken, als ich dann aus dieser fernen, exotischen, gefährlichen Stadt anruf. "Um Himmels Willen, Kind, was willst Du denn in diesem orientalischen Land, da kommst Du ja unter die Räder! Komm sofort wieder heim!"
Ich war aber gerade in der Pupertät und meine Mutter weit weg. Ausserdem hatte mich Athen schon in seinen Fängen: Alles war so aufregend, die kleinen Geschäfte um die Athinas-Strasse herum, Plaka mit den alten Überbleibseln und dem Gewimmel von Touristen und Gerüchen, der Klang der griechischen Sprache (damals wusste ich noch nicht, dass man das Wort mit M..., dass in aller Leute Munde war, selber besser nicht benutzte, besonders nicht, wenn man sich bei einem Taxifahrer über dessen horrende Tarife beschweren wollte. Zum Glück hatte ich lange und schnelle Beine und der Taxifahrer war zu langsam, um mich zu erwischen...)

Kurz und gut, ich war verzaubert. Leider war ich mit der Schule noch nicht fertig und fuhr wieder heim. Zu Hause entdeckte ich dann die besagte Autobiografie von Kazanzakis: "Rechenschaft vor El Greco". Gleich die erste Seite ist faszinierend, die müsst Ihr einfach lesen, wenn Ihr mal das Buch in die Hand bekommt. Die Kürze unseres menschlichen Daseins, das er bis zum letzten Tropfen auskosten will, die Tragik und gleichzeitig Ekstase, die sein ganzes Leben durchziehen. Das war auch genau das, was mich an Griechenland von Anfang an faszinierte: Das Leben ständig am Rande des Abgrundes. "Freiheit oder Tod". Ich fühlte mich frei, lebendig. Griechenland hat auch eine viel bewegtere Geschichte, als Deutschland. (Von Griechen bekommt man bei einer Diskussion auch immer wieder gesagt, man habe noch auf den Bäumen gehockt, als Griechenland schon die Demokratie entdeckt hatte...). Kazanzakis hat folgenden Spruch auf seinem Grabstein stehen: "Ich fürchte nichts, ich hoffe nichts, ich bin frei!"
Plötzlich lag ich in der Wiege der Demokratie, befand mich am Nabel der Geschehens, in der Mitte zwischen Orient und Okzident. Das Gefühl war schon was Neues für ein bayrisches Madl vom Land...

Eigentlich liegen die Gründe für mein Leben in Griechenland aber doch noch weiter zurück: Ich entdeckte, dass ich 18 Jahre lang genau neben der Bahnlinie Deutschland -Griechenland gelebt hatte. Da wird es wohl der Fahrtwind gewesen sein, der mich nach Griechenland wehte...

Oder noch weiter zurück, nämlich bei meiner Taufe. Meine Eltern sind schuld. Warum gaben sie mir auch so einen eigenartigen, zu tiefst griechischen Namen mit auf den Weg?

2 Kommentare:

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen
  2. Tελικά τίποτε δεν είναι τυχαίο!!!!!!!!!!!

    AntwortenLöschen