Mittwoch, 8. September 2010

Das griechische Fernsehen

Grade sind Sommerferien in Griechenland. Das bedeutet, dass die meisten Kinder hier entweder vor dem PSP, Nintendo, Computer oder, am warscheinlichsten, vor der Glotze sitzen.
Ich muss Euch wirklich sagen: Ich wasche meine Hände in Unschuld, was dieses viereckige Ding ohne Inhalt hier in unserem Wohnzimmer macht. Ich bin zum Glück ohne dieses Kulturereignis aufgewachsen, spielte den ganzen Tag draussen im Garten oder im Wald oder zog mich mit einem Buch auf meinen Baum zurück, wenn ich Ruhe haben wollte.
Also war ich auch immer dagegen, so ein Teil anzuschaffen. Tja, theoretisch ist das ja einfach, aber praktisch... Als wir noch alleine wohnten, hatten wir keinen Fernseher. Dann zogen wir in das Haus der Schwiegereltern ein, da war deren Fernseher mit seinen 3 staatlichen Programmen und seinen Komödien aus den 50iger Jahren gut, um richtig Griechisch zu lernen. Dann kamen auf einmal die Vielfalt privater Programme und wir schauten mit Hingabe die X-Files und solche Sachen. Bis wir dann die Nase voll hatten, weil jeder gute Film, den wir uns ansehen wollten, frühestens um 2 Uhr morgens aus war, wegen der vielen Unterbrechungen für die ach so interessanten Werbungen. Fein, kein Glotzen mehr, die nächsten Jahre.
Dann entdeckte ich die mexikanischen Seifenopern zum Spanischlernen. Ich war schon ziemlich weit gekommen, da meinten die griechischen Fernsehproduzenten plötzlich, diese fremden Klänge seien zu anspruchsvoll für zarte, griechische Ohren. Alles wurde eingegriechischt. (Das war das Ende meiner Spanischlernzeit).
Dann kam unser Sohn auf die Welt. Da er meine Erwartungen in Sachen "Babies schlafen doch eh die meiste Zeit, da kann ich dann nebenbei arbeiten" völlig über den Haufen warf, entdeckte ich qualitativ hochwertige DVDs (Pippi Langstrumpf etc.)als Babysitter für meinen überaktiven Sohn. (Hätte ich bloss auf Pädagogen und Psychologen gehört!)
Als er dann grösser war und in die Grundschule ging, führte sein erster Weg nach der Schule an Oma und ihrem Fernsehapparat vorbei. Das war das Ende meiner qualitativ hochwertigen Kindererziehung (und nebenbei gesagt, auch meiner Lust aufs Kochen, aber das würde jetzt zu weit führen.)
Wir zogen dann glücklich aufs Land, wir schwammen im Meer, fuhren Fahrrad, trafen Freunde und... waren wieder häppy ohne Glotze!

Und dann... kam das Ende. Wir zogen wieder um, diesmal noch mehr aufs Land und... fanden ein möbliertes Haus mit allen Schikanen drin: hübsche Möbel, Waschmaschine, sogar einen Schuppen zum Verrümpeln... alles da. Und: gleich zwei wunderschönen Fernsehern, einen fürs Schlafzimmer (der flog gleich raus, man wollte ja sein Liebesleben nicht aufs Eis legen) und der im Wohnzimmer blieb leider (die Gegenpartei war in der Mehrzahl) drin.

So habe ich diesen Sommer schon 3-mal "Kostantinos und Eleni" in sämtlichen Folgen gesehen (diese Serie ist eine Komödie, in der griechische Kinder lernen, wie man sich griechisch streitet und "Das Cafe von Hara" (diese Serie zeigt die Unterschiede von Stadt-und Landkultur)verfolgt (zwangsweise natürlich).
Warscheinlich haben die griecheschen privaten Fernsehanstalten kein Geld, neue Serien zu produzieren, oder einzukaufen... oder sie meinen, diese Serien wären so hochwertig, dass sich keiner so schnell langweilt...
Zum Glück gabs auch Highlights wie "Nanny" (eine Pädagogin geht in verschiedene Familien und hilft bei der Lösung von Problemen). Dort sah ich, dass die Probleme in unserer Familie nur ein Klacks sind und das ich gut daran tat, nur ein Kind zur Welt zu bringen).
Ein anderer willkommener Appetizer war "Der Alptraum in der Küche", in der gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden konnten: mein Kind ass nebenbei auch Sachen, die grün sind und die es normalerweise verschmäht, weil sein Blick gebannt auf den Bildschirm gerichtet war, dann lernte es gute englische Schimpfwörter, die es in der Schule ja leider nicht mitbekommt und drittens sah ich, dass meine Kochkünste doch nicht so schlecht sind, mit dem verglichen, was man so in manchen Tavernen sah.

So sind die Ferien eines griechischen Schulkindes gut genutzt. Sie sitzen still, man muss sich keine Sorgen darum machen, wo sie sich denn wieder rumtreiben, und ihre Eltern können unbesorgt arbeiten gehen (griechische Angestellte haben nur ca. 20-25 Urlaubstage im Jahr).

Ich jedenfalls denke wiedermal ernsthaft daran, dieses Instrument zur Verdummung und Indoktrinierung ein für allemal knock-out zu schlagen: Ich überlege nur, wie das am Besten möglich ist, ohne dass meine Familie es merkt... Ein Tip ist, ein bestimmtes Kabelchen mit Alufolie zu umwickeln...

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